Textschmiede für Stories und Gedichte

Sie schreiben und sitzen allein vor Ihrem Text mit vielen Fragen? Sagt Ihre Geschichte das aus, was Sie beabsichtigen? Ist Ihr Gedicht sprachlich und inhaltlich gut gearbeitet? Trifft Ihr Essay wirklich das Thema, das Sie bearbeiten möchten? Haben Sie zu viel oder zu wenig gesagt? In diesem Kurs wollen wir uns gemeinsam an die Arbeit machen und uns mit Ihren Texten in einer Diskussion beschäftigen. Sie haben die Gelegenheit, Ihre Geschichte, Ihr Gedicht oder einen anderen Text vorzustellen und erhalten ein konstruktives Feedback. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass Sie den Text selbst verfasst haben. Elemente aus dem Schreibhandwerk fließen in die Diskussion ein.
Eine Woche vor Kursbeginn erfahren Sie von der Kursleiterin, welchen Umfang Ihr Text haben darf. Am Kurstag steht jeder Text einmal im Mittelpunkt. Sie profitieren sowohl von der Diskussion Ihres Textes als auch von den Diskussionen der anderen Texte.

Foto Engin Akyurt, Pixabay

Freitagabend und Samstag, 19./20. April 2024, VHS Stade, Wallstr. 17

Weitere Infos und Anmeldung bitte direkt bei der Stader Volkshochschule

Nachlese: Contor und Teehaus

Zwei Lesungen binnen zwölf Tagen, knapp 40 Gäste bei der einen, 26 bei der anderen – was für ein wunderbarer Auftakt eines literarischen Jahres, den bedrückenden und seltsamen Zeiten zum Trotz.

Sulamith Sommerfeld, Maren Schönfeld, Thomas Dunse; Foto: Laura Dunse

Sulamith Sommerfeld, Thomas Dunse und ich lasen in der Stader Buchhandlung Contor aus vorhandenen Büchern und aus unveröffentlichten Texten. Selten habe ich es erlebt, dass ein Publikum so still und versunken lauschte wie an diesem Februarabend. Die Dreiviertelstunde unseres abwechselnden Vorlesens war für uns und offenbar auch für die Gäste wie eine Lyrik-Meditation. Im anschließenden Werkstattgespräch tauschen wir Vortragenden uns miteinander und mit den Gästen aus. Für mich ist es immer wieder spannend, was Menschen in den Gedichten finden, wo sie sich darin verorten können und wie sie berührt werden. Nicht selten kommen für mich Deutungsebenen meiner eigenen Gedichte hinzu, wenn ich Gedanken anderer zu meinen lyrischen Texten höre.

Zuletzt gab es Wein und Laugengebäck mit weitergehenden anregenden Gesprächen. Ich danke der Buchhändlerin Sabine Gahde und ihrem Team sehr herzlich für den liebevoll ausgerichteten Abend und die sehr passende Moderation.

Übrigens: Man munkelt, dass die Lesung Ende Oktober wiederholt werden könnte… Dann bekommen diejenigen bevorzugt Karten, die im Februar leider keine ergattert haben. Wer Interesse hat, kann sich bereits jetzt bei mir melden und wird für den Vorverkauf vorgemerkt.

Harald Maihold, Maren Schönfeld; Foto: Rahel Rabea Holtz-Maihold

Die zweite Lesung hatte zwar einige Überschneidungen mit der Stader Lesung in der Textauswahl, war letztlich aber ganz anders, weil es eine Solo-Lesung für mich war und der wunderbare Klarinettist Harald Maihold die Literatur durch sein Spiel veredelte. Selbstverständlich las ich zuerst meine Kurzgeschichte „Das Wunschkind“, die von der Hamburger Autorenvereinigung (HAV) 2023 mit dem Kurzgeschichtenpreis ausgezeichnet worden war. Die HAV richtete in Kooperation mit der AWO Hamburg diesen Abend im stylishen Teehaus in den Wallanlagen aus. Da ich 2022 mein 30-jähriges Schreibjubiläum hatte, las ich Gedichte aus 30 Jahren, verteilt auf kleine Auswahlen aus meinen vier neuesten Gedichtbänden. Harald hatte eine Suite mit fünf Sätzen dazu komponiert, in der einige Motive und Bilder aus den vorgelesenen Gedichten wieder auftauchten. Er hat mir einen neuen Blick auf meine Poesie verschafft, weil er sie aus seiner Sicht anders betrachtet als ich. So achtet er auf Geräusche wie Wind, Vogelgesang oder auch auf Schweigen, außerdem auf Tanz und Bewegung. Mir war nicht klar, wie viel davon in meinen Gedichten vorkommt!

So entstand eine sehr dichte und runde literarisch-musikalische Veranstaltung entlang meines literarischen Wegs. Klarinette und Lyrik wurden eins, und auch hier gab es wieder diese meditative Atmosphäre, die ich so sehr schätze. Hildegard Kempowski sagte einmal zu mir, als ich während meines Aufenthaltsstipendiums über meinen Textbearbeitungen saß, dass sie den Eindruck hätte, ich meditierte mit den Gedichten. Darüber habe ich nachgedacht und es ist tatsächlich so – und im Vorlesen dann auch, weil ich in den Schreibimpuls zurückgehe und mich mit jedem einzelnen Text wieder neu verbinde.

Ich danke Harald Maihold für die einfühlsame und wundervolle musikalische Begleitung und der HAV/AWO für die Ausrichtung, Sabine Witt für die einfühlsame Moderation. Wer nicht dabei sein konnte, hat Ende November die Gelegenheit, Harald und mich mit den Engel-Gedichten noch einmal zu erleben.

Ich danke allen Gäste und Literaturinteressierten, die zu diesen Lesungen gekommen sind und auch denen, die mich schon lange oder auch seit Kurzem begleiten und sich mit meinen Texten beschäftigen.

Meine Lesetermine und auch die Workshops in der Stader Volkshochschule sind laufend auf der Seite Termine zu finden.

Fotos Bildergalerie: R. R. Holtz-Maihold/Ralf Plenz

Lyrik und Klarinette im Teehaus

Lyrik ist mehr als bedrucktes Papier

Lyrik begleitet mich seit meiner Kindheit. Gedichte wie die Streiche von Max und Moritz (Wilhelm Busch) oder „Die drei Spatzen“ (Christian Morgenstern) gehörten dazu. Da ich wegen einer körperlichen Behinderung nicht laufen und toben konnte, stürzte ich mich in die Literatur und fand dort weite Räume, in denen Handicaps keine Rolle spielen. Zum Lesen kam bald das Schreiben. Das erste Gedicht schrieb ich als Kind über einen magischen Garten hinter einer Mauer. Vierzig Jahre später kann ich auf zehn veröffentlichte Bücher zurückblicken.

Einzeltitel 2018-2022

Dass Poesie mehr ist als ein geschriebenes Wort auf weißem Papier, habe ich früh erkannt. Was die Lyrik mir bedeutet und wie Gedichte im Alltag helfen, aufmuntern, bereichern und inspirieren können, möchte ich mit einem Streifzug durch meine Gedichtbände und mein schriftstellerisches Leben mit Einflussgebern wie Walter Kempowski und Peter Gosse mit den Gästen des Leseabends teilen.

Harald Maihold
(Foto privat)

Dabei wird Harald Maihold mich auf der Klarinette und Bassklarinette begleiten und seine eigens zu meinen Gedichten komponierte Lyrische Suite erstmalig erklingen lassen.

Harald Maihold spielt seit 1989 Klarinette und liebt deren warme Töne, mit denen sich Gefühle und Stimmungen so wunderbar ausdrücken und im Zusammenspiel mit anderen teilen lassen. Er hat sich ein breites Repertoire aus Klassik, Jazz, Klezmer, Pop und Volksmusik erschlossen und spielt u.a. als  Solist und in unterschiedlichen Ensembles und Projektorchestern im Hamburger Westen bei Konzerten.

Dienstag, 5. März 2024, 19 Uhr

Teehaus in den Wallanlagen, Planten un Blomen (neben der Eisbahn)

Veranstalter: Hamburger Autorenvereinigung in Kooperation mit der AWO

Eintritt: 6 €, auch für HAV-Mitglieder

Vorbestellung per E-Mail an Sabine.Witt@awo-hamburg.de

Warteliste für Stade-Lesung

Gemeinsam mit Sulamith Sommerfeld und Thomas Dunse lese ich am 22. Februar in der Buchhandlung Contor in Stade (s. Terminseite auf dieser Homepage). Gerade haben wir erfahren, dass die Lesung bereits ausgebucht ist! Es gibt also auch keine Karten an der Abendkasse mehr.

So sehr uns das freut, so schade ist es für alle, die nun keine Karte mehr abbekommen. Deshalb werden wir die Lesung zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen und alle, die sich auf die Warteliste bei mir setzen lassen, als erste und vor Beginn der Werbung über den Zeitpunkt und den Veranstaltungsort informieren.

Bitte schreibt mir über das Kontaktformular, damit ich euch auf die Warteliste setzen kann!

Herzlich willkommen zum Schreibkurs!

Foto Engin Akyurt, Pixabay

Wahre und erfundene Geschichten schreiben – Prosa Teil 2

Eine fesselnde Geschichte hat überzeugende Figuren und eine spannende Handlung. Aber was macht Figuren authentisch und die Handlung spannend? Im ersten Teil des Kurses haben Sie die verschiedenen Bauelemente des Prosaschreibens kennengelernt und ausprobiert. Zu diesem zweiten Teil bringen Sie einen Text (ggf. auszugsweise) mit, den Sie fertiggeschrieben haben (Vorlesezeit maximal fünf Minuten). Auf diesen Text gehen wir kurz ein und widmen uns dann den Vorzügen und Nachteilen verschiedener Erzählperspektiven und Erzählzeiten. Was ist ein Tempusnest und wie wenden Sie es an? Ist Ihre Geschichte im Präsens fesselnder als im Präteritum? Was ist ein lyrisches Ich? Theorie und Praxis wechseln sich ab und auch der Spaß am Schreiben kommt nicht zur kurz. Dieser Kurs ist für Sie geeignet, wenn Sie Teil 1 absolviert oder bereits einige Schreiberfahrung haben und sich vertiefendes Wissen aneignen möchten. Bitte bringen Sie Schreibutensilien oder Ihren Laptop mit. Ein W-LAN-Anschluss ist vorhanden. Optional können Sie ein Handout mit den wichtigsten Kursinhalten erwerben (3 €).

Samstag, 20. Januar 24, von 10 bis 16:45 Uhr in der Volkshochschule Stade

Infos und Anmeldung: Link zur VHS Stade

Ich freue mich auf euch!

Lyrik im Radio

Ihr Lieben, ein frohes neues Jahr wünsche ich Euch, allen widrigen Umständen in Nähe und Ferne zum Trotz, dass wir den Blick nicht zu heben verlernen, hin und wieder Sternschnuppen sehen und berührbar bleiben.

Es gibt einige literarische Neuigkeiten und Neuheiten in diesem Jahr, auf die ich gespannt bin und die ich mit Freude erwarte. Die erste davon: Als die Schauspielerin Kornelia Kirwald mich fragte, ob sie Gedichte von mir im Radio vorlesen könne, fand ich das wunderbar! Wir haben uns zum Kaffee getroffen und gemerkt, dass wir eine Wellenlänge haben. Ich habe ihr so gern meine Gedichtbände mitgegeben und mich nun riesig gefreut, weil sie bereits damit arbeitet. Es war auch für mich eine Überraschung, welche Texte sie für ihre Rubrik „Gedicht der Woche“ auswählen würde. Das erste Gedicht ist „Im Glaskleid“ aus „Der Boden des Dunkels“, und sie hat es fantastisch gelesen. Es ist in dieser Woche zu hören. Wie? Kornelia schreibt:

GEDICHT DER WOCHE

Ich beginne das Neue Jahr mit Textgedichten aus den Sammlungen „Der Boden des Dunkels“ und „Engelschatten“ von Maren Schönfeld, Hamburger Autorin, Journalistin und Lektorin, die vor allem für ihr lyrisches Werk und ihre Kurzgeschichten mit vielen namhaften Preisen ausgezeichnet wurde.
Erstausstrahlung montags um 06:30 Uhr; und wer die Sendung immer mal verpaßt, muß nicht verzagen: TIDE.radio wiederholt sie wie bisher am Mittwoch um 07:15, am Freitag 12:15 und ab Januar 2024 zusätzlich am Sonntag um 13:00 Uhr!

– Im KULTUR-BISTRO gibt es Ende Januar Krimis aus dem winterlichen Engadin; Ausstrahlung wie gehabt am 5. Montag um 18:00 Uhr, Wiederholung am Sonntag, 04.02. um 10:00 Uhr;

BEIDE SENDUNGEN AUF TIDE.RADIO: UKW 96.0, DAB+, im Hamburger Kabelnetz,
im livestream https://www.tidenet.de/radio  (7 Tage nachhören)
und https://www.radioplayer.de/radio/tideradio.html

Alle Sendungen sind eine Woche nach Ausstrahlung im Livestream nachzuhören.

Hört mal rein, es ist toll!

Mehr über Kornelia findet Ihr auf ihrer Homepage, von dort geht es auch zur Soundcloud mit einem umfangreichen Archiv: https://kirwaldhamburg.de

Großstadt-Oasen: Ein Podcast

Foto: Ralf Plenz

UPDATE!

Ich sage es gleich vorweg: Um Podcasts habe ich früher einen großen Bogen gemacht, wenn es darum ging, dass ich nicht als Hörerin, sondern als Sprecherin gefragt war. Podcast, das unbekannte Wesen? Nicht mehr vorlesen, sondern frei sprechen oder eine Mischung daraus? Das konnte ich mir nicht so richtig vorstellen. Aber wie so oft, kommt es auch beim Aufnehmen von Podcasts darauf an, wer dabei ist und wie es vermittelt wird. Als mein geschätzter und befreundeter Kollege Ralf Plenz mich vor längerer Zeit fragte, ob ich einen Podcast mit ihm aufnehmen wolle, habe ich den Sprung ins kalte – nein, lauwarme Wasser gewagt. So kalt war es nämlich gar nicht, was allerdings der guten Vorbereitung und Rahmenbedingungen von Ralf zu verdanken ist.

Nun haben wir zu Ralfs Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“ zwei Interview-Podcastfolgen aufgenommen, in denen wir uns in vergangene Welten zurückversetzen. Es geht um Ottensen und die alternative Szene in den 1980er Jahren, um das Leben ohne Smartphone, aber mit echten Büchern und den Geheimbund der Isokratiker.

Folge eins ist jetzt zu hören in seiner Reihe „Der Büchermacher“: https://podcast000572.podigee.io/215-maren1

FOLGE ZWEI IST AUCH ONLINE: https://podcast000572.podigee.io/216-maren2

Die zweite Folge kommt in Kürze. Ich bin mit dem Medium Podcast warmgeworden und es könnte sein, dass dies nicht unsere letzte Aufnahme war.

Ach so: Meinen allerersten Podcast-Einsatz könnt Ihr auch noch hören, ebenfalls bei „Der Büchermacher“: https://podcast.de/episode/596049931/interview-mit-der-journalistin-und-autorin-maren-schoenfeld

Man kann den Podcast auch abonnieren 🙂

Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht?

Mit dem neuen „Ratgeber Ehlers-Danlos-Syndrome“ legen Karina Sturm, Helena Jung und Andrea Maier ein Fachbuch vor, das sich für Angehörige medizinischer Berufe ebenso eignet wie für Betroffene.

Buchcover (c) Springer

Die von den seltenen Ehlers-Danlos-Syndromen (kurz EDS), einer Gruppe angeborener Bindegewebserkrankungen, Betroffenen müssen meistens eine Odyssee absolvieren, bevor man sie mit ihren Symptomen ernstnimmt und überhaupt den Versuch unternimmt, die Ursache zu ergründen. Psychische Erkrankungen und Erkrankungen aus dem Rheumakreis sind nur zwei Gebiete der zahlreichen Fehldiagnosen, mit der EDS-Betroffene sich herumschlagen müssen. Schließlich werden sie notgedrungen meist selbst Experten für ihr Krankheitsbild, was den Kontakt mit Ärzten nicht unbedingt erleichtert, weil sie oft als besserwisserisch gelten. Fachliteratur ist überwiegend nur auf Englisch erhältlich, hinzu kommen die Hürden des medizinischen Fachvokabulars.

Medizinisches Fachwissen trifft auf persönliche Erfahrungen

Dem abzuhelfen war die Motivation der drei Autorinnen des jüngst erschienenen Ratgebers in deutscher Sprache. Die Multimedia-Journalistin Karina Sturm lebte sieben Jahre in San Francisco. Als EDS-Betroffene und chronisch Erkrankte kombiniert sie ihr Fachwissen mit ihren persönlichen Erfahrungen und hat bereits viel dafür getan, dass EDS im deutschsprachigen Raum bekannter wurde. Die Medizinerinnen Dres. Helena Jung und Andrea Maier haben gemeinsam mit Karina Sturm den neuen Ratgeber geschrieben.

In vier Kapiteln führen sie die Leser an die Thematik der Ehlers-Danlos-Syndrome mit ihren Ausprägungen heran, stellen den Weg zur Diagnose vor, führen Begleiterkrankungen detailliert auf und geben praktische Hilfen zum Krankheitsmanagement. Im fünften Kapitel werden soziale Themen vorgestellt. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert das Auffinden einzelner Begriffe im Text. Das Buch ist in barrierefreier Ausgabe erschienen, was bedeutet, dass Grafiken und Bilder noch einmal textlich erläutert sind. Da die Grafiken teilweise schlecht erkenn- und lesbar sind, sind diese Erläuterungen für alle Leser hilfreich. Eine wunderbare Ergänzung sind Videos, deren Links man aus dem Buch scannen kann (man benötigt für diese Zusatzmöglichkeit die App Springer More Media).

Die Fakten und Ausführungen sind spannend aufbereitet und ziehen beim Lesen in den Bann – man kann das Buch kaum weglegen. Vieles lässt sich beim Zurückblättern schnell wiederfinden, wenn man sich an den Zusammenfassungen in grauen Kästen orientiert.

Was ist das denn – EDS?

Die EDS wirken sich überall aus, denn jeder Mensch hat überall Bindegewebe: Haut, Knochen, Gelenke, Augen, Zähne, Schleimhäute, Nägel. So gibt es meist ganz verschiedene Symptome, die jedoch zusammengenommen auf eine Ausprägung oder Variante der EDS hindeuten. Man muss das nur aus diesem Blickwinkel betrachten, worauf die Medizin jedoch nicht unbedingt ausgerichtet ist.

Foto: privat

Das Zusammenkommen medizinischen Wissens mit persönlichen Erfahrungen macht den Reiz und Informationsgehalt des Ratgebers aus. Nach der 2017 erfolgten New-York-Klassifikation der EDS, die an die Stelle der vormals verwendeten Villefranche-Klassifikation getreten ist, sind nun auch Unterformen wie das Brittle Cornea Syndrome mit aufgenommen worden. Letzteres wurde der Verfasserin dieser Rezension noch 2016 von der Humangenetik des UKE Hamburg-Eppendorf als „kein Nachweis einer krankheitsrelevanten genetischen Variante, die Ihre Beschwerden erklärt“ attestiert, obwohl man mittels einer Paneldiagnostik den Gendefekt zweifelsfrei festgestellt hatte. Man wusste nur nicht, was diese Diagnose bedeutet. Zwischenzeitlich ist bekannt, dass dieses Syndrom Augenerkrankungen und Hüftdysplasie, Gelenküberbeweglichkeit und samtige, dehnbare Haut in sich vereint – Symptome, die wohl kaum ein Mediziner unter eine gemeinsame Überschrift bringen würde.

Was die Leidtragenden der EDS dringend benötigen, sind quasi „Beweise“ dafür, dass die Symptome keine Einbildung sind und keine psychologischen Hintergründe haben. Der Ratgeber vermittelt niedrigschwellig auch für Laien gut verständlich die wichtigen medizinischen Fakten, bereitet zugleich für das Arztgespräch vor und kann sogar noch von den Patienten an Ärzte weitergegeben werden, ist er doch auch für Mediziner, Physiotherapeuten, Schmerztherapeuten und weiteres medizinisch geschultes Personal ein profundes Fachbuch. Der Erkenntnisgewinn ist für Betroffene unbezahlbar, wenn sich plötzlich ein Grund für ganz unterschiedliche Beschwerden findet, wo bislang möglicherweise drei oder mehr Fachärzte in ihrem Bereich isoliert Auffälligkeiten feststellten. Die Autorinnen geben auch Argumentationshilfen für die Durchsetzung der Rechte Kranker, was in einer Gesellschaft, in der u.a. Anträge auf Schwerbehinderungsfeststellung grundsätzlich erst einmal abgewiesen werden, sehr wertvoll ist.

Der Schreibstil des Ratgebers ist ermutigend und positiv. Trotz der schweren Thematik einer nicht heilbaren Erkrankung, mit der sich Betroffene irgendwie arrangieren und sich ihr Leben auf eigene Faust so erträglich wie möglich einrichten müssen, löst der Ratgeber optimistische Empfindungen aus. Denn er beschreibt, dass man trotz des Status „seltene Erkrankung“ (ob das stimmt, darf bezweifelt werden, da die Zahl der nicht erkannten EDS-Erkrankungen sehr hoch sein dürfte) nicht allein mit der Diagnose und den Einschränkungen des täglichen Lebens dasteht. Die Selbsthilfevereine „Bundesverband Ehlers-Danlos-Selbsthilfe e.V.“ in Bielefeldt und „Ehlers-Danlos-Iniative e.V.“ in Fürth sind weitere Anlaufstellen für Betroffene, beide Vereine sind bundesweit tätig.

In den letzten Jahren sind einige weitere Publikationen zu den EDS erschienen, davon wenige auf Deutsch. Möglicherweise hat der „Ratgeber Ehlers-Danlos-Syndrome“ dazu beigetragen und anderen Menschen mit entsprechenden Buchprojekten den nötigen Informationshintergrund geliefert, aber auch Mut gemacht, ein eigenes Buch zu schreiben. Dieser Ratgeber ist sehr geeignet, das deutschsprachige Standardwerk des aktuellen Forschungs- und Wissensstands der EDS zu werden.

Karina Sturm, Helena Jung, Andrea Maier: Ratgeber Ehlers-Danlos-Syndrome, Komplexe Bindegewebserkrankungen einfach erklärt, Springer, Berlin 2022

Als meine Schritte zu kurz wurden…

… für den Weg bis zu den Bäumen in den Elbparks – da war es, als hätte ich eine Heimat verloren.

Ich besuchte den Katsurabaum, dessen Blätter hellgrün und im Herbst leuchtend gelb sind. Ich besuchte die große Eiche auf der Wiese und die Blutbuche am Weg, die Buche mit dem Gesicht im Stamm. Sie erwarteten mich schon. Ich legte die Hand an ihre Rinde.

Als meine Schritte zu kurz wurden, warteten sie vergeblich, und alles Denken an sie half nicht. Wie sollte ich leben ohne den Trost der Bäume?

In den 300 Metern um mein Haus suchte ich Bäume. Da waren die Platanen, umrahmt von Steinmauern, die sie mit ihren Wurzeln anhoben und langsam, langsamer als Zeitlupe, zu Fall brachten. Ziviler Ungehorsam. Bei Hitze warfen sie ihre Rinde ab. Zu Weihnachten behängte man sie mit Lampions. Die Platanen waren stets von Menschen umgeben, die an Tischen saßen, aßen und tranken, miteinander redeten. Mit den Platanen redeten sie nicht, und niemand legte die Hand an ihre Rinde. Die Platanen hatten keine Ruhe und so fand auch ich keine Ruhe bei ihnen.

Die Buche auf dem nahen Spielplatz wurde mein bescheidenes Ziel. Erschöpft von dem kurzen Weg, setzte ich mich auf die lehnenlose Bank unter ihrer Krone, dicht an ihren Stamm, aber nicht dicht genug, um mich anzulehnen. Auf diesen Spielplatz kamen die kleinsten Kinder an Vormittagen aus dem Kindergarten. Niemand beachtete die Buche. Niemand beachtete mich. Ich ruhte aus, hörte dem Windwispern in den Blättern zu und atmete Baumduft, besonders nach dem Regen, kräftig und dunkel.

Jetzt besuche ich wieder den Katsurabaum, die Eiche auf der Wiese, die Blutbuche und die Buche mit dem Gesicht im Stamm. Am Spielplatzbaum gehe ich vorbei, aber nie ohne einen Blick mit ihm zu wechseln.

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Im Herbst, wenn die Blätter des Katsurabaums im Fischers Park sich gelb färben, verströmen sie einen intensiven Duft nach Kuchen. Deshalb wird dieser Baum auch Kuchenbaum genannt. Im Fischers Park an der Fischers-Allee in Hamburg-Ottensen gibt es drei davon.

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Der Text ist aus meinem Band „Der Boden des Dunkels“. Hier findet ihr mehr darüber:
Seite Der Boden des Dunkels

Manchmal braucht man einen Engel, aber …

… was braucht der Engel eigentlich? Sind Engel dazu da, uns zu beschützen? Oder das, was wir mit der Schöpfung anrichten, auszugleichen? Was für ein Engelbild hast du?

Gedicht: Maren Schönfeld, Buch „Engelschatten“, Verlag Expeditionen, Hamburg 2022 / Bild: Marlis Dammann

Diesen und anderen Fragen wollen wir am 23. Oktober 2023 um 18:30 Uhr mit Christiane Huß von der Stader Bibel- und Missionsgesellschaft und den anwesenden Gästen nachgehen. In einem Online-Gespräch inklusive Kurzlesung aus meinen Engel-Gedichten setzen wir uns mit dem Phänomen der Engel auseinander. Dabei geht es auch um meine Inspirationen für die Engel-Gedichte, deren Entstehung und Wirkung auf Menschen. Und um die unterschiedlichen Engelbilder, die wir haben.

Der Eintritt ist frei, es wird jedoch um Anmeldung per E-Mail gebeten:

https://kapitel17.de/events/lesung-mit-maren-schoenfeld-von-engeln-und-menschen/